Unser Denken in Bezug auf Impfungen hat sich auch bei unseren Haustieren in den letzten Jahren grundlegend geändert. Wurde früher bei Hund und Katze noch jedes Jahr die gesamte Impfpalette aufgefrischt, werden heute bezüglich Viruserkrankungen Impfintervalle von bis zu drei Jahren empfohlen (STIKO Vet - Ständigen Impfkommission).

Aber ist diese Auffrischungsimpfung auch tatsächlich immer notwendig?

In Anlehnung an die Humanmedizin, wo Titer-Bestimmungen vor der Impfung bereits zum Alltag gehören, haben auch wir uns nun zur Einführung von Impftiter-Bestimmungen entschlossen.
Durch einen neuen Impftiter-Schnelltest, der in der Praxis durchführbar ist, können wir nun
beim Hund für Staupe, Parvovirose und Hepatitis ganz einfach feststellen, ob ein ausreichender Schutz vorhanden oder ob eine Auffrischungs-Impfung notwendig ist.

Anders sieht es mit den drei folgenden Erkrankungen aus: Tollwut, Influenza und Leptospirose. Die Bestimmung dieser Impftiter wäre aus folgenden Gründen nicht unbedingt sinnvoll:

TOLLWUT

Hier existieren bindende gesetzliche Grenzverkehrs-Regelungen. Hunde Katzen und Frettchen müssen im Rahmen des Grenzüberschrittes gegen Tollwut geimpft sein, wobei unser Tollwut-Impfstoff besitzt außerdem eine Dreijahres-Zulassung. Da Österreich WHO-anerkannt als tollwutfrei gilt, bräuchten Katzen und Hunde im Inland eigentlich keine Tollwut-Impfung.

ABER: Kommt es zu dem (statistisch sicher hochgradig unwahrscheinlichen) Fall, dass Ihr nicht gültig gegen Tollwut geimpftes Tier Kontakt zu einem tollwutinfizierten Importwelpen hat, würde das nach der geltenden Gesetzeslage den Tod Ihres Hundes oder Ihrer Katze bedeuten. Natürlich ist dies ein sicher maximal unwahrscheinlich Fall, wer aber mit diesem Restrisiko nicht leben kann, der muss den Tollwut-Impfschutz auch bei einem im Inland verbleibenden Tier alle drei Jahre nachimpfen lassen. Weiters sollte daran gedacht werden, dass im Falle einer Bissverletzung am Menschen ebenfalls die Tollwut-Freiheit des Hundes nachgewiesen werden muss

PARAINFLUENZA

Dieses Virus ist einer der Erreger der Infektiösen Tracheobronchitis, allgemein auch als „Zwingerhusten“ bekannt. Auch ein geimpfter Hund kann trotzdem noch an Tracheobronchitis erkranken, allerdings mit abgeschwächter Symptomatik. Beim an sich gut genährten und gehaltenen Hunden ist die Erkrankung sehr anstrengend – mit starkem nächtlicher Husten einhergehend, aber nicht wirklich lebensgefährlich. Da der Impfschutz aber nachweislich nur ein Jahr anhält, ist eine Titerbestimmung nicht sinnvoll.

LEPTOSPIROSE

Auch hier schützt die Impfung keinesfalls länger als ein Jahr, weswegen ein Titer-Test wenig Sinn macht.

Was sollte man aber über diese Impfung wissen?
Bei vielen Hunden verläuft die Leptospirose asymptomatisch – das Tier erkrank also nicht erkennbar ist aber ein potentieller Ausscheider und somit eine Gefahr für andere.
Erkrankte Hunde sind gut mit Antibiotika therapierbar, was allerdings eine frühe Erkennung voraussetzt. Eine verschleppte oder zu spät als solche erkannte Leptospirose kann sehr wohl tödlich verlaufen.
Weiters sehr wichtig: es handelt sich hier um eine Zoonose, das heißt, sie kann auch für Menschen gefährlich werden.
Nachteil der Impfung ist wiederum, dass es über 200 Leptospiren-Stämme gibt, der aktuelle Impfstoff aber nur gegen die vier momentan häufigsten schützt. Außerdem diese Impfung als eher risikoträchtig in Bezug auf Impfschäden – es gibt Hinweise auf mögliche Zusammenhänge mit dem Auftreten von Immunvermittelter Hämolytischer Anämie und Thrombopenie.
Will man allerdings den Teilschutz, den diese Impfung bietet, führt an der jährlichen Nachimpfung kein Weg vorbei.

Wie läuft die Grundimmunisierung bei Impfungen optimaler und empfohlener Weise ab?
Katzen- und Hundewelpen sollten ab der 8. Woche in vierwöchigem Abstand geimpft werden, bis die 16. Woche erreicht ist, also dreimal. Ausgenommen davon sind die Tollwut und Leptospirose beim Hund sowie die Leukose bei der Katze: hier reicht das jeweils zweimalige Grundimmunisierung.

Dies gilt als notwendig, weil die eventuelle Anwesenheit maternaler (mütterlicher) Antikörper individuell unterschiedlich ausgeprägt sein kann. Das schützt natürlich den Welpen, kann aber aber andererseits eine Impfung ganz oder teilweise unwirksam machen. Deswegen bietet das dreimalige Impfen zwischen 8 und 16 Wochen einen möglichst lückenlosen Übergang vom Schutz durch maternale Antikörper zum Schutz durch Impfungen gewährleisten.

Als letzter Teil der Grundimmunisierung gilt die Auffrischimpfung nach dem ersten Jahr – das wäre auch der ideale Zeitpunkt zum Einsatz des Impftiter-Schnelltests. Es ist durchaus zu erwarten, dass die meisten Jungkatzen und -hunde zu diesem Zeitpunkt bereits ausreichend geschützt sind und keine Auffrischung benötigen. Ebenso macht es natürlich Sinn, ältere Katzen und Hunde, die in ihrem Leben schon öfter nachgeimpft wurden, einfach mal dahingehend zu testen, ob weitere Nachimpfungen in den von der STIKO empfohlenen Intervallen überhaupt notwendig sind.

Ist also ein Impftiter nachweisbar, ist das Tier auch gegen die betreffende Krankheit geschützt. Davon ist auch die in Bezug auf Impfungen sehr progressive WSAVA (World Small Animal Veterinary Association) überzeugt, die die Anwendung von Impftiter-Schnelltests zur Vermeidung unnötig häufiger Nachimpfungen in ihren Impfleitlinien ausdrücklich empfiehlt.

Um es zusammenzufassen:

Es ist absolut kein Problem und auch kein Schaden für das Tier auch weiterhin den Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission zu folgen.

Den Impftiter-Schnelltest sehen wir als zusätzliches und überaus sinnvolles Angebot für impfkritische Tierbesitzer, die damit die unkomplizierte Möglichkeit haben, den Impfstatus ihres Tieres überprüfen zu lassen und damit nicht unbedingt nötige Impfungen zu vermeiden.