Interview im Online-Standard

Hundeerziehung ist wichtig für das harmonische Zusammenleben von Mensch und Tier: Eine Check-List für die Wahl der richtigen Schule

Gute Erziehung ist für das harmonische Zusammenleben von Mensch und Tier sehr wichtig. Besonders in der Stadt dient das auch der Sicherheit der Hunde und Passanten. Doch die Auswahl ist groß und die Wahl der Hundeschule kann sich dadurch schwierig gestalten. Tierärztin Eva Wistrela-Lacek liefert dieses Mal eine kompakte Check-List, worauf es bei der Wahl der Hundeschule ankommt. Wichtig ist jedoch vor allem, dass sich Hund und Halter wohl fühlen.

derStandard.at: Ab welchem Alter ist es sinnvoll mit einem Welpen eine Hundeschule zu besuchen?

Wistrela-Lacek: Wenn der Welpe gerade erst im neuen Zuhause gelandet ist, sollte man die erste Zeit in Ruhe und ohne zu viel Ablenkung verbringen, damit eine Beziehung aufgebaut wird und der Welpe sich einleben kann. An sich liegt das Mindestalter für den Besuch einer Welpenschule bei neun Wochen.
Da durch den Kontakt mit vielen anderen Hunden immer die Gefahr von Infektionen besteht, sollte der Welpe mindestens schon einmal, optimalerweise bereits ein zweites Mal geimpft und grundimmunisiert worden sein.

derStandard.at: Welche Checkliste empfehlen Sie bei der Auswahl der Hundeschule?

Wistrela-Lacek: Wichtig sind vor allem folgende Punkte: Die Möglichkeit des Kennenlernens, etwa in Form einer Schnupperstunde sollte gegeben sein. Die Stunde sollte von einem ausgebildeten und zertifizierten Trainer abgehalten werden, der den Haltern Hundeverhalten und Hundesprache näher bringt und Hilfestellungen bei Problemen in Theorie und Praxis gibt.
Die Kursgruppen sollten eine überschaubare Größe haben. Zudem sollte das Hundesportangebot breit gefächert sein und es ein ganzjähriges Kursangebot geben.

derStandard.at: Wo ist Vorsicht geboten: Welche Erziehungsmethoden sind veraltet oder nicht artgerecht?

Wistrela-Lacek:
Heute bedeutet Hundeerziehung, dass das Hund-Mensch-Verhältis im Vordergrund steht, wobei gewaltfrei und mit positiver Verstärkung auf den Hund eingewirkt wird. Das wird zum Beispiel mittels Leckerlies, Spielzeug und Clickertraining erreicht.
Damit sind jegliche Erziehungsmethoden, die auf Gewalt und körperliche Züchtigung basieren, veraltet und tierschutzwidrig. Genauer definiert findet sich dies auch in der Novelle zum Tierschutzgesetz wieder, in dem es heißt, dass der Einsatz verschiedener Schmerzen und Qualen verursachender Trainingshilfsmittel verboten ist. Hierzu gehören Stachelhalsbändern, Korallenhalsbändern, elektrisierende oder chemische Dressurgeräte.

derStandard.at: Gibt es Hunderassen, die sich in der Gruppe eher weniger gut vertragen?

Wistrela-Lacek:
Dieses Problem bezieht sich zumeist auf einzelne Tiere, die schlecht oder gar keine Sozialisierung erfahren haben, was zu Problemen in der Gruppe führen kann. In einer guten Hundeschule wird eben darauf eingegangen und es werden Hilfestellungen angeboten.

derStandard.at: Woran erkennt man einen guten Hundetrainer?

Wistrela-Lacek: Am gewaltfreien Umgang mit jedem Hund, dem Eingehen auf individuelle Probleme und Fragestellungen und einem guten theoretischen Fachwissen, das auch vermittelt werden kann. Zudem sollte das Interesse an fachlicher Fortbildung vorhanden sein.

derStandard.at:
Wie lange soll ein Hund in der "Welpenschule" bleiben?

Wistrela-Lacek: An sich gilt ein Hund bis zum Ende des fünften Lebensmonats als Welpe, anschließend wird er als Junghund bezeichnet. Danach richtet sich auch die Einteilung in den Hundeschulen, wo zumeist zwischen Welpen- und Junghundekurs unterschieden wird.
Dabei sollte auch das ganz individuelle Verhalten und die Entwicklungsstufe des einzelnen Welpen oder Junghundes berücksichtigt werden. Da die Kurse aufbauend und fortführend gestaltet sind, sind die Übergänge hierbei oft fließend.

derStandard.at: Worauf müssen sich Hund und Halter einstellen: Wie läuft der Unterricht in der Hundeschule ab?

Wistrela-Lacek: Da sich die Konzentrationsfähigkeit von Welpen anfangs auf nur einige Minuten beschränkt, laufen die Kurse zumeist in kurzen Übungseinheiten ab. Hierbei werden meistens verschiedenen Elemente auf einander abgestimmt, wie etwa das spielerische Erlernen von Grundkommandos wie Sitz, Platz, Steh. Verschiedenen Spiel- und Lerngeräten kommen zum Einsatz und es gibt üblicherweise Bindungs- und Sozialisierungsspiele. Wichtig ist auch die Prägung auf Alltagssituationen und Umweltreize. (red, derStandard.at, 27.8.2012)